Amber Grid rüstet sich mit neuer marktkritischer Dispatching-Lösung für die Zukunft
Litauischer Gasmarkt wird Navitasoft-Plattform nutzen

Vilnius/Budapest, den 1. Juli 2020 – Amber Grid, der litauische Gasfernleitungsnetzbetreiber (FNB), hat sich mit Navitasoft, auf eine Zusammenarbeit geeinigt. Neben der Bereitstellung einer standardisierten kommerziellen Dispatching-Lösung umfasst die Vereinbarung eine Reihe kundenspezifischer Entwicklungen, die die Konformität mit nationalen Regulierungsvorschriften gewährleisten.

Dank des neuen Systems profitiert Amber Grid von zahlreichen neuen Funktionen, um dem Wandel auf dem Gasmarkt zu begegnen und verfügt fortan über die notwendige Flexibilität, die die Grundlage einer zukunftssicheren IT-Infrastruktur bildet.

Die Gasmärkte in den baltischen Staaten und in Finnland durchleben außerordentliche und weltweit einmalige Veränderungen. Die auf EU-Vorschriften basierende Marktliberalisierung hat das Potenzial, den Endkunden handfeste Vorteile zu bescheren, denn dank des verschärften Wettbewerbs könnten die Preise zukünftig das globale Angebot widerspiegeln. Zur Schaffung der entsprechenden Voraussetzungen würden diese Staaten jedoch erhebliche Infrastrukturentwicklungen benötigen - sowohl Verbindungsleitungen (Baltic Connector) und LNG-Terminal, als auch den Aufbau der Gasverbindung zwischen Polen und Litauen (GIPL), um die polnischen und litauischen sowie die baltischen und finnischen Erdgastransportsysteme mit dem EU-System zu verbinden. Das in diesen Ländern zur Anwendung kommende Modell der Marktzusammenlegung ist einzigartig. In der Vergangenheit kam es in Europa zu verschiedenen Zusammenschlüssen von Bilanzierungszonen, in denen entweder ein FNB-IT-System durch einen kleineren Nachbarmarkt übernommen wurde (z.B. im Falle von BeLux und Dänemark-Schweden), oder bei denen eine Reihe von FNBs sich zusammengetan haben, um, wie im Falle von Frankreich oder Deutschland, gemeinsam IT-Dienste zu entwickeln, die weit über Standard-FNB-Lösungen hinausgehen. 

„Wir sehen gerade jetzt im Falle Deutschlands, was für eine komplexe Herausforderung die Zusammenlegung von zwei Markgebieten darstellt. Obwohl es nur den nationalen Rechtsvorschriften eines Landes unterliegt, ist die Verwirklichung des Trading Hub Europe ein langwieriger und anspruchsvoller Prozess. Werfen wir einen Blick auf die baltischen Staaten an der Ostsee, ist das Bild noch komplexer, denn es handelt sich um vier Zonen, die den nationalen Rechtsvorschriften von vier Ländern unterliegen. Diese vier Länder haben ihre Märkte zu einem Zeitpunkt liberalisiert, der es ihnen erlaubte, aus den harten Lektionen derjenigen Länder zu lernen, die den Liberalisierungsprozess bereits zu einem früheren Zeitpunkt durchlaufen haben. Nun wiederum könnte das Fusionsmodell des baltischen Marktes den betroffenen Ländern einen großen Vorteil verschaffen und als Blaupause für künftige länderübergreifende Marktzusammenschlüsse in der Europäischen Union dienen“, sagte Kornel A. Balogh, Leiter Geschäftsentwicklung bei Navitasoft.

Von 2019 bis 2020 stellte Navitasoft die Common Zone Platform (CZP) bereit, ermöglichte damit den estnischen und lettischen FNBs die Zusammenlegung ihrer Erdgas-Bilanzierungszonen und legte den Grundstein für die Zukunftsvision der CZP, zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam mit Litauen und Finnland eine regionale Bilanzierungszone zu schaffen. „Navitasofts unschätzbare Erfahrungen mit der ersten Marktzusammenlegung in der baltischen Region spielten im Auswahlverfahren eine entscheidende Rolle,“ so Justas Černiauskas, Head of System Management Center bei Amber Grid. „Zudem versetzt uns die kommerzielle Dispositionslösung nicht nur in eine ausgezeichnete Ausgangslage, um uns auf die umfangreichen geplanten Veränderungen auf dem Gasmarkt vorzubereiten, sondern bietet auch eine moderne IT-Infrastruktur, die sich dank ihrer Flexibilität leicht anpassen lässt, um schnell auf unvorhergesehene Marktänderungen und neue Trends reagieren zu können. Netzbetreiber müssen sich heutzutage für das höhere Reformtempo rüsten, das in unserer Branche zur neuen Norm wird. Amber Grid bemüht sich, diesen Wandel mit Hilfe innovativer Konzepte voranzutreiben, und einen integrierten europäischen Gasmarkt zu unterstützen".

Die Einführung einer Dispositionssoftware desselben Anbieters bei Amber Grid würde dem litauischen Betreiber den reibungslosen Beitritt zur CZP gestatten. Zudem versetzt das System Amber Grid in die Lage, eine zukünftige Herausforderung zu meistern – den Beitritt zu einer der drei Kapazitätsbuchungsplattformen (PRISMA, RBP, GSA), sobald bis Ende 2021 eine GIPL-Verbindungsleitung in Betrieb ist.

Die neue kommerzielle Dispositionsplattform unterstützt Standardauthentifizierung und Sicherheitsfunktionen auf höchstem Niveau und ermöglicht fortschrittliche, voll integrierte Dienste für Nominierung, Zuteilung, Kapazitätsverwaltung und Bilanzierung. Sowohl Shipper als auch Dispatcher kommen in den Genuss einer modernen, ergonomischen, benutzerfreundlichen Anwendung für den täglichen Gebrauch. Darüber hinaus ermöglichen standardisierte APIs und automatische Datenaustauschprotokolle den technisch fortgeschrittenen Shippern die Einrichtung und Konfiguration automatisierter Geschäftsprozesse mit Amber Grid, was Shippern aus anderen europäischen Regionen den Marktzugang erleichtern wird. Shipper, die bereits auf dem litauischen Markt aktiv sind, werden ihre Arbeitsabläufe mit Hilfe der neuen Funktionen vereinfachen können.
 

Der bewährte Partner für europäische FNBs

Mit Amber Grid vertrauen mittlerweile sieben Strom- und Erdgas-FNBs, einschließlich der drei baltischen Betreiber, auf die kommerzielle Dispositionsplattform von Navitasoft. In ganz Europa verwenden 14 Netzbetreiber Navitasoft-Anwendungen.

 „Unsere Erfolgsbilanz unter den Gas-FNBs ist einmalig. Kein anderes europäisches IT-Unternehmen hat in so vielen Ländern und für so viele Erdgas-TSOs in der EU eine modulare kommerzielle Dispositionsplattform bereitgestellt. Diese Erfahrung hat uns zu Experten bei der Anpassung an höchst unterschiedliche nationale Rechtsvorschriften gemacht,“ meint Ákos Füzi, CEO von Navitasoft. „Wir haben eine Standardplattform entwickelt, die nicht nur von Haus aus eine breite Palette regulativer Umfelder abdeckt, sondern dabei so flexibel ist, dass sie neue Länder und jegliche Veränderungen unterstützt, die der Markt mit sich bringt könnte. Mit diesem Projekt etablieren wir unsere Präsenz in allen drei baltischen Staaten. Es bietet außerdem ein Sprungbrett für unseren nächsten Wachstumsmarkt, die nordeuropäischen Länder.“

 Bei der Unterstützung von Amber Grid und anderen Gas-FNB-Kunden profitiert Navitasoft von seiner seine jahrzehntelangen Erfahrung bei der Entwicklung, Wartung und Unterstützung der Operator Suite, einschließlich der kommerziellen Dispositionslösung (TSO-OS) und seiner preisgekrönten Bilanzierungs- und Handelsplattform (BAL-NC-OS) sowie seiner Kapazitätsbuchungsplattform (Gaskapazitäts-OS). Die Erfahrung, die Navitasoft im Rahmen der Entwicklung der CZP in Estland und Lettland sammeln konnte, kommt nicht nur Amber Grid mit seinem späteren Beitritt zu eben dieser Zone zugute, sondern könnte auch potenzielle Anwendungsmöglichkeiten in Hinsicht auf andere Länder, wie zum Beispiel Kroatien und Ungarn bieten, die ebenfalls eine Gasmarktintegration erwägen.

Über Amber Grid (Litauen)

AB Amber Grid ist der Betreiber des Erdgasfernleitungsnetzes von Litauen und ist als solcher verantwortlich für den Transport von Erdgas durch Hochdruckfernleitungen an Systemnutzer und für Betrieb, Wartung und Entwicklung des Fernleitungsnetzes. Die Kunden von AB Amber Grid sind sowohl Großunternehmen (Kraftwerke, Fernheizwerke und Industriebetriebe), als auch in Litauen tätige mittelständische Unternehmen und Gasversorgungsunternehmen, für die AB Amber Grid Erdgastransportdienste erbringt.

Gesellschafterstruktur von AB Amber Grid: UAB EPSO-G (Litauen) hält einen Anteil von 96,58 %, Minderheitsgesellschafter halten Anteile von 3,42 %.

AB Amber Grid ist Vollmitglied im ENTSO-G (Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber für Gas).

Über Navitasoft

Navitasoft ist ein IT-Entwickler und eine auf liberalisierte Energiemärkte spezialisierte Beratungsfirma. Das Unternehmen bietet Netzbetreibern Plattform- und Software-Lösungen für die Vermarktung und Verwaltung ihrer Produkte und Dienstleistungen bzgl. Fernleitungs- und Lagerkapazitäten. Händler können aus einer Palette von Softwarelösungen wählen, die ihre Groß- und Einzelhandelstätigkeit unterstützen. Weitere Lösungen bieten Plattformen für Auktionen bzw. Handels- und Austauschvorgänge. Die Produkte von Navitasoft werden seit 2008 in Österreich, Bulgarien, Kroatien, der Tschechischen Republik, Estland, Griechenland, Ungarn, Lettland, Rumänien, der Slowakei, der Schweiz und der Ukraine eingesetzt. Navitasoft ist eine geschlossene Aktiengesellschaft (Zrt.). Sie befindet sich zu 100 % im Eigentum ihrer Mitarbeiter. Ihr Hauptsitz befindet sich in Budapest, sie verfügt über Geschäftsstellen in Düsseldorf, (Deutschland), Kiew (Ukraine), Subotica (Serbien) und Zagreb (Kroatien).