Wie Endverbraucher-Energieressourcen die Energiewende beschleunigen können
Ein Endverbraucher-gesteuertes Energiesystem: Wie Endverbraucher-Energieressourcen die Energiewende beschleunigen können

Die große Anzahl an neuen Technologien, die die Energiewende hervorbringt, erlaubt es einer neuen Generation von Endverbrauchern, mit Hilfe ihrer Geräte die Kontrolle über die eigene Energieerzeugung und -nutzung zu übernehmen. Diese häufig auch als dezentrale Energiequellen (distributed energy resources: DERs) bezeichneten Geräte, finden immer größere Verbreitung und haben das Potential,  die ganze Branche auf den Kopf zu stellen.

In einem Bericht von 2022 definierte die IEA (Internationale Energieagentur) DERs als "kleinskalige Energiequellen, die in der Regel in der Nähe von Standorten des Stromverbrauchs sind, wie Solaranlagen auf Hausdächern und installierte Batteriespeichern". Doch diese Begriffsbestimmung lässt noch viel Spielraum, weswegen sich  die Definitionen sowohl in Bezug auf mittelgroße Anlagen als auch in der Frage, wie stark flexible Verbrauchsgeräte oder Nachfrage-Management einbezogen werden, unterscheiden.

Man spricht gesondert von CERs (consumer energy resources: Endverbraucher-Energiequellen) anstelle von DERs, wenn zwei Kriterien erfüllt sind:

  • Die Erzeugungs-, Verbrauchs- und Speicheranlagen befinden sich hinter dem Zähler.
  • Ihr Hauptzweck besteht nicht darin, Services für das Energiesystem anzubieten, sondern den Verbrauch ihres Eigentümers zu bedienen. Beispielsweise durch das Beheizen von Wohnungen oder das Laden von Elektroautos. 

Man könnte auch argumentieren, dass jeder Besitzer, beispielsweise einer PV-Anlage, diese vorwiegend aus dem eigenen Endverbraucher-Blickwinkel betrachtet und weniger aus einer übergeordneten Perspektive, die das gesamte Energiesystem im Blick hat und in der PV-Anlage ein einzelnes, dezentrales Asset sieht.

 

Der Endverbraucher als Retter in der Not

Da CERs mit Niederspannungsnetzen verbunden sind und sich in den meisten Fällen fernsteuern lassen, können sie einen wichtigen Beitrag zur Netzflexibilität leisten. CERs sind also per Definition all jene kleinskaligen, intelligenten und vernetzten Geräte, die dem Energiesystem Flexibilität als Nebenprodukt bieten. Sie umfassen vorrangig auf Hausdächern installierte Solarenergie- und Batteriespeicher, aber auch Elektrofahrzeuge, Wärmepumpen und moderne Haushaltsgeräte.

In der Vergangenheit musste sich die Erzeugung nach dem Verbrauch richten, aber heute ist es eher umgekehrt: Während die Erneuerbare Erzeugung in mancherlei Hinsicht weniger flexibel ist, als das mit konventionellen Kraftwerken der Fall war, ist der Verbrauch heutzutage flexibler und kann problemlos Veränderungen in der Erzeugung ausgleichen. Auch wenn wir CERs oder DERs für Netzleistungen nutzen, sollte das Ziel sein, dass Endverbraucher ihr Verhalten dafür nur möglichst wenig ändern bzw. nur auf möglichst wenig Komfort verzichten müssen. ,. Ein gut optimiertes System sollte somit bei einem minimalen Einfluss auf den Endverbraucher die maximale Flexibilität aus CERs herausholen, denn im künftigen Energiesystem müssen die Endverbraucher im Mittelpunkt stehen. Auf diesem Weg werden sie direkt eingebunden und können auf diesem Weg die Energiewende direkt mitgestalten.

 

CERs an den Energiemärkten

Wenn es darum geht, ihr Potential an den Energiemärkten zu nutzen,  haben CERs bislang noch Schwierigkeiten. Denn ihr  Marktzugang und die dafür notwendige Koordination bringen viele Herausforderungen mit sich. Hohe Transaktionskosten, Markteintrittsbarrieren, der begrenzte Wert einzelner Dienstleistungen, eingeschränkter Zugang zu Informationen und mangelnde Koordination erschweren die Integration. Darüber hinaus kommt das Energiesystem dabei an seine Grenzen, die stetig steigende Zahl an Endverbrauchergeräten aufzunehmen. Dezentrale Flexibilitätsmärkte haben häufig Schwierigkeiten, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Ein Grund dafür ist, dass Marktteilnehmer oft versuchen, CERs in vorhandene Marktstrukturen zu pressen, indem sie lediglich neue Anforderungen und Dienstleistungen hinzufügen. Stattdessen benötigen wir jedoch intelligente, digitalisierte Märkte, die den hinter dem Zähler befindlichen Geräten Signale senden können, um sie innerhalb vorab definierter Grenzen zu steuern..

So können wir das enorme Potenzial von CERs (bei der Steuerung des Gleichgewichts von Stromangebot und -nachfrage, der Unterstützung lokaler Energieversorgungsnetze der Betriebsführung des Energiesystems) auf eine Weise erschließen, , die ihren Eigentümern  finanzielle Anreize bietet und gleichzeitig mögliche daraus resultierende  Einschränkungen minimiert. Auf diese Weise können wir die Endverbraucher wirklich in den Mittelpunkt des Energiesystems bringen.

Saubere Energietechnologien stellen die Energielandschaft auf den Kopf, und angesichts des massiven Wachstums bei den erneuerbaren Energien erscheinen EU-Energieziele wie die Erreichung eines Anteils von 42,5 % erneuerbarer Energien am Energieverbrauch des Blocks bis 2030 nun doch erreichbar. Einige Experten gehen sogar davon aus, dass 50 % möglich sind. Die Transformation des Energiesystems ist unaufhaltsam, und werden Endverbrauchergeräte eine Hauptrolle spielen - unabhängig davon, ob dies innerhalb des aktuellen Marktmodells oder eines neuen, speziellen Rahmens geschieht, der  die Nutzung dezentraler Flexibilität erleichtert.