Sind die Stadtwerke darauf vorbereitet?
Die wachsende Energienachfrage rollt wie ein Tsunami auf uns zu. Sind die Stadtwerke darauf vorbereitet?

Die deutsche Energiewirtschaft steht vor weitreichenden Herausforderungen. Prognosen zufolge wird der Strombedarf in den nächsten sieben Jahren um 47,7% steigen, sich die Anzahl der installierten Wärmepumpen vervierfachen, gleichzeitig die Anzahl der Ladestationen für Elektrofahrzeuge um das 14-fache anwachsen. Außerdem wird erwartet, dass jährlich zusätzliche 22 GW an Solaranlagen auf deutschen Dächern installiert werden. Diese Entwicklungen haben weitreichende Auswirkungen auf den Betrieb von Stadtwerken und kommunalen Gesellschaften. Es ist also höchste Zeit, sich den Herausforderungen dieses neuen Zeitalters zu stellen.

Die Zuwächse der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren zeigen, dass die Ausbauziele in Deutschland grundsätzlich erreicht werden können. Der damit einhergehende Anstieg in Nachfrage und Angebot wird die täglichen Prozesse von Stadtwerken und Netzbetreibern auf Mittel- und Niederspannungsebene unweigerlich beeinflussen und zu signifikanten Veränderungen führen, insbesondere was die Verwaltung der Netze anbelangt.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei in vielen operativen Bereichen die Verfügbarkeit und Qualität von Daten. Denn es sind Daten, die die neue essenzielle Infrastruktur des Stromnetzes darstellen. Viele Experten betrachten viertelstündliche Daten als eine wichtige Grundlage für Innovationen auf dem Energiemarkt, da sie den Netzbetreibern einen besseren Überblick über die Lastverteilung auf nodaler Ebene oder sogar auf Ebene der Netzwerktopologie geben. Zudem könnten transparente Daten von Geräten neue Tarifsysteme ermöglichen, die, nicht länger auf einheitlichen Lastprofilen, sondern auf den realen Verbrauchsdaten basieren. 

Obwohl die Einführung von Smart Metern ein großer Fortschritt wäre, stellt dies jedoch nur einen Meilenstein auf dem langen Weg zur Klimaneutralität. Denn selbst Smart Meter bieten keine Einblicke oder Kontrolle auf der Geräteebene. Aus diesem Grund wird das Submetering bei der Beschaffung von hochgranularen Daten stark an Bedeutung gewinnen, um Innovationen voranzutreiben und Energie-Assets zu regulieren. Zeitreihendaten sind ebenfalls notwendig, um den physikalischen Energiefluss im Netz zu modellieren und Investitionsentscheidungen zu erleichtern. Obwohl das Submetering noch nicht für die Abrechnung verwendet werden kann, spielt es bereits heute eine wichtige Rolle bei Innovationen und Tarifentscheidungen.

Steuerbare, dezentrale Energiequellen sind zum Erreichen unserer Klimaziele von hoher Bedeutung, denn sie tragen entscheidend zum Erfolg der Energiewende bei. Virtuelle Kraftwerksbetreiber nehmen jedoch kaum Geräte mit Kapazitäten unter 100 kW auf. Um den Herausforderungen zu begegnen, die sich für die Mittel- und Niederspannungsnetze sowie den Energiehandel ergeben, benötigen dezentrale Energiequellen und ihre Eigentümer einen einfacheren Marktzugang auf Geräteebene sowie bessere Integrationsmöglichkeiten.

Für eine zukunftsorientierte Lösung braucht man folglich umfassende Gerätedaten, die nahezu in Echtzeit hinter dem Zähler gesammelt, analysiert, verarbeitet und nach aggregierten und disaggregierten Daten kategorisiert werden. Mit Hilfe finanzieller Anreize kann so eine bessere Kontrolle auf Geräte- oder Portfolioebene erreicht werden, was ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität wäre.

Dieser Schritt würde gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur Erfüllung von Paragraph 14a des Energiewirtschaftsgesetzes darstellen. Denn durch ihn könnten die  Markteintrittsbarrieren erheblich reduziert und kleinen Anlagenbetreibern ein leichterer Zugang zum Energiemarkt ermöglicht werden. Stadtwerke und kommunale Unternehmen können sich so noch besser auf die bevorstehenden Herausforderungen am Energiemarkt vorbereiten. Mit Hilfe einer darauf aufbauenden Plattform wie dem Energiemarkt der Dinge (Energy Market of Things - EMoT) könnten sie beispielsweise gleich eine ganze Reihe verschiedener Anwendungsfälle abdecken und ihre entsprechenden Prozesse zukunftssicher machen.

Der EMoT ist eine Plattform, die Gerätebesitzer mit Energieunternehmen verbindet, um, vollständig automatisiert, ungenutzte Flexibilität dezentraler Geräte auf den Markt zu bringen. Anstatt langfristige Verträge abzuschließen, können Gerätebesitzer ihre Flexibilität in kurzen Zeiträumen anbieten und dabei den besten Preis erzielen. Die Plattform ist kein eigenständig agierendes Handelsunternehmen oder ein Aggregator, sondern ermöglicht die Steuerung der Geräte, um die Entscheidungen über deren Drosselung bzw. (De-)Aktivierung den Energieunternehmen zu überlassen. Das Ziel vom EMoT ist es, grüne Flexibilität auf den Markt zu bringen und dabei Energieunternehmen, Aggregatoren, Gerätebesitzer und Gerätehersteller gleichermaßen zu unterstützen.